VOLTANORD BF 5
Neubau Wohnüberbauung Basel-Stadt, 2021
Beitrag zum offenen Projektwettbewerb
in Zusammenarbeit mit
POPEYE
Städtebauliches Konzept
Der Projektvorschlag sieht einen Stadtbaustein vor, der einerseits starke typologische Autonomie bewährt, sich
gleichzeitig aber in den vorgegebenen städtebaulichen Kontext einfügt. Die primäre städtebauliche Aufgabe wird darin
gesehen, die erwartete Quartiersverbindung durch präzise Setzungen der Freiräume zu stärken. Mit dieser Zielsetzung
lehnt der Projektvorschlag einen geschlossenen Blockrandtyp (wie im VoltaNord üblich) bewusst ab und sucht
stattdessen nach einer Maximierung der auf der Quartiersebene wirksamen Freiräumen, die den Lysbüchelplatz
ergänzen.
Dieser städebauliche Ansatz wird durch einen Doppelkammtypen verankert, dessen fünf Hauseinheiten und fünf
Freiräume unterschiedliche Charakter entstehen lassen. An den südlichen Aussenecken entstehen zwei städtische
Vorplätze, welche die Weinlagerstrasse an beiden Enden räumlich erweitern und somit die gedachte
Quartiersquererschliessung stärken. Der östliche Vorplatz markiert den Quartierszugang von der Elsässerstrasse aus.
Durch den westlichen Vorplatz, der auf den Lysbüchelplatz einmündet, wird das neue Weinlagergebäude, sowie die
westlich des Weinlagergebäudes liegende Strasse, mit in die öffentliche Wahrnehmung einbezogen. Es ist zu erwarten,
dass die städtebauliche Struktur der südöstlichen Quartiersecke sich ebenfalls in voraussehbarer Zukunft erneuern
wird. Der Rücksprung des westlichen Vorplatzes schafft hierfür einen plausiblen städtebaulichen Bezug.
Mit diesen Massnahmen wird die öffentliche Quartiersverbindung weitesgehend im Süden entlang der Weinlagerstrasse
mit entsprechenden gewerblichen Nutzungen hergestellt. Die angedachte Verbindung im Norden zwischen Baufeld 5
und der Schule wird als zweitrangige Fussgängerverbindung eingestuft. Diese Klassizifierung der Querverbindungen
und die daraus folgende Betonung der südlichen Querachse ermöglicht eine Beruhigung der genannten
Nordverbindung und somit des Pausenhofs der Schuleinrichtungen. Als Folge dieser städtebaulichen Abwägung zeigt
sich das Gebäude mit offenen Aussenecke nach Süden und rückt mit den nordseitigen Gebäudeköpfen nahe an die
Abstandslinien, versucht jedoch mit offener Eckgestaltung einen sanften Übergang zwischen Wohnhöfen und
Pausenhof zu schaffen.
Die Kubatur hält somit an den Vorgaben der städtebaulichen Leitfaden fest, verlässt aber teilweise die vorgesehene
Baulinien, um die Erschliessungs- sowie Aufenthaltsqualität der öffentlichen Freiräumen zu stärken.
Das Doppelkamm-Gebäude besteht aus drei neungeschossigen Häusern sowie zwei sechsgeschossigen Häusern.
Diese verzahnte Höhenentwicklung ist einerseits eine direkte Übersetzung der Abstands- und Belichtungsregelung,
andererseits aber auch eine Reaktion auf umliegende Bestandsgebäude. Die dadurch entstandene, zweigliedrige
Westfassade, nimmt die Fassadenhöhe nördlich der Schule und südlich des Weinlagers auf. Gesucht wird stets nach
einer Balancierung zwischen der Autonomie des Gebäudes und der Vermittlung der Umgebung. Mit einer Wiederholung
der nord- und südseitigen Köpfen wird versucht den Baukörper trotz sorgfältigem Umgang mit der Umgebung dennoch
als typologiestarker Stadtbaustein selbstbewusst zu positionieren.
Erdgeschossnutzung & Freiraumkonzeption
Eine rue intérieur bildet die zentrale Erschliessungsstraße im Erdgeschoss, von der aus alle Häuser erschlossen werden.
Dadurch werden sowohl die Hausinterne- als auch die öffentliche Quartierserschliessung jeweils eindeutig kanalisiert.
Dies resultiert in zwei klar adressierten Eingängen mit grosszügigen Foyers im Osten und im Westen, welche über einen
Arkadengang auf dem vorgesehenem Vorplatz münden. Dies wirkt einer Fragmentierung der Freiräume durch
Einzelhauseingängen entgegen und verleiht dem Gebäude einen kollektiven Charakter. An der rue intérieur werden der
Gemeinschaft dienenden Nutzungen unterbracht - in den nordseitigen Innenecken die Waschküchen, an dem zentralen
Südhof die flexibel zusammenlegbaren Gemeinschaftsräumen, sowie weiteren Kinderwagenräumen entlang des
Korridors. Der verzahnte Kammtyp ermöglicht einen wechselseitigen Bezug der rue intérieur zu den Höfen. Mit den in
den nördlichen Höfen und im zentralen Südhof vorgesehenen Kinderspielplätzen entwickelt sich die rue intérieur zum
Bindeglied der Spielhöfe - eine interne Spielstrasse. Zudem werden im Inneren des Erdgeschosses Wohnateliers
angeboten, die von variierenden Raumhöhen sowie direktem Hofbezug profitieren.
Neben den zentralen Haupthauseingängen bietet das Erdgeschoss um die beiden städtischen Vorplätze herum flexibel
unterteilbare Flächen für zahlreiche gewerbliche Nutzungen und trägt dadurch zur Quartiersbelebung bei. Die Vorplätze
können ausserdem für die Aussenbestuhlung der Gastronomie mit genutzt werden. Um diesen städtischen Charakter
landschaftlich umzusetzen, wird eine Kombination aus Trottoirbelag und Wassergebundener Decke gewählt. Diese wird
unterstützt durch einheitliche Baumgestaltung mit hochstammigen, raumbildenen Baumart wie Ulmus „Rebona“.
Der mittlere Südhof widmet sich der Hausgemeinschaft. Gemeinschaftsküche mit Grillplatz bieten hier einen Bezug
zwischen Innen und Aussen. Zusätzlich werden Veloräume im EG sowie Velokeller von hier aus erschlossen. Es
werden gemischte Baumarten mit Ulmus „Rebona“ und Amelanchier lamarckii vorgesehen.
Der Pausenhof der Schule und Kindergarten wird gen Osten erweitert. Im Anschluss an den Pausenplatz werden
weitere Spielmöglichkeiten in den zwei nördlichen Höfen vorgesehen. Hier wird eine Mischung aus Großbäumen und
Sträuchern vorgesehen. Der nördliche Fussgängerweg dient gleichzeitig als Feuerwehrdurchfahrt.
Gebäude- und Wohntypologien
Die gesamte Wohnanlage ist über fünf Treppenhäuser erschlossen. Mit einer durchschnittlichen GF von ca. 450m2 pro
Haus/Ebene wird ein effizientes Erschliessungssystem mit einem möglichst kompakten Baukörper erzielt. Dieses Ziel
spiegelt sich in den Sechs- bzw. Siebenspännertypen der neungeschossigen Regelhäuser wider.
Um mit den knappen Bodenresourcen sinnvoll umzugehen wird eine Maximierung der anrechenbaren Geschossfläche
angestrebt. Durch die effiziente Erschliessung sowie die Kompaktheit des Baukörpers liegt das vorgeschlagene
Gebäude mit einer HNF Wohnen von 11.770 m2 sowie einer Gesamt-HNF von 12.950 m2 deutlich über den Zielkorridor.
Insgesamt werden 144 Regelwohnungen mit 15 zusätzlichen Schaltwohnungen hergestellt.
Ein breites Spektrum an 1,5 bis 6,5 Zimmer Wohnungen ist angeboten. Zusätzliche Schaltzimmer (drei pro
Regelebene), die sowohl vom Treppenhaus neutral als Gastzimmer anschließbar, als auch mit der angrenzenden 1,5
bzw. 3,5 Zimmer Wohnungen intern zusammenschaltbar sind, erhöht erheblich die Flexibilität und das
Nutzungspotenzial des Wohnungsmixes.
Nahezu alle Wohnungen verfügen über Wohnbereiche mit mehreren Ausrichtungen. Diese werden entweder als
Wohnbereiche an den Aussenecke also an den „Extremitäten“ des Baukörpers positioniert, oder als durchgesteckter
Wohnraum entlang des „Rückgrats“ des Gebäudes formuliert. Das Durchstecken der Wohnungen im „Rückgrat“ gibt
zugleich eine Antwort auf die schwierige Problematik des Gewerbelärms. Ein weiteres, gemeinsames Motiv bilden die
eingeschobenen Loggien, welche Bezüge zwischen zwei bzw. drei Innenräumen herstellen und sich so in vielen Fällen
als wohnraumerweiterndes „Aussenzimmer“ darstellen.
Das Haus an der Elsässerstrasse verlässt die Orthogonalität und folgt der Strassenflucht. Es wird hier bewusst auf eine
Sondertypologie wie dem Laubengang verzichtet, stattdessen folgt auch dieses Haus einer ähnlichen Formsprache wie
auch die übrigen Häuser, was den Zusammenhalt der Anlage bewahrt. Die Problematik des Strassenlärms wird durch
das bereits angewendete Loggiamotiv umgangen, womit die strassenseitigen Individualräume über verglaste Loggien
kontrolliert belüftet werden können. Bei lärmabgewandten Wohnzonen bietet diese Grundrisslösung eine hohe
Wohnqualität ohne einen Einschnitt in der Ausnutzung.
Konstruktion, Statik und Haustechnik
Das bestreben liegt in einer einfachen Konstruktion. Die Wohngeschosse sind, sich wiederholend, übereinander
gestapelt und ermöglichen eine durchgehende Tragstruktur. Das konstante Achsmass der tragenden Wände, sowie
eine regelmäßige Spannweite unter 4,50m, ermöglicht ein Tragsystem mit Primär-, Sekundär-, und Tertiärelementen.
Somit wird eine Holztafelbaukonstruktion bzw. Holz-Beton Mischbaukonstruktion in Wohngeschossen strukturell in
Aussicht gestellt. Durch die Wiederholung des Achsmasses wird ein einfacher Vorfertigungsprozess der Bauteile
begünstigt. Es wird ein hoher Einsatz an Holzbauelementen angestrebt. Das Projekt sieht vor, das Verhältnis zwischen
Holz- und Stahlbetonbauteilen im Verlauf des Projekts in enger Abstimmung mit Tragwerk und Brandschutz sowie mit
Blick auf die Baukosten genauer definieren.
Um die maximale Flexibilität der Gewerbeeinheiten zu ermöglichen, wird im Erdgeschoss eine Stahlbeton Tragstruktur
vorgesehen.
Das Untergeschoss befindet sich unter dem Fussabdruck des oberirdischen Gebäudes und stellt neben den Zugängen
zu Veloräumen keine zusätzliche Versiegelung dar.
Konzeptionell werden die Nassräume (Bad, Dusche und Küche) gebündelt und in den Etagen gestapelt. Die Anzahl der
Steigzonen ist dadurch minimiert. Die Nassräume und Küchen befinden sich gebündelt in der Treppenhausnähe. Somit
ist sowohl ein zentrales, als auch ein dezentrales Warm- und Frischwasserabgabesystem möglich. Darüber hinaus wird
ein bewährtes, einfach umsetzbares Lüftungskonzept vorgesehen. Die Ansaugung der Frischluft erfolgt über Fassade
und Fenster. Der Luftabsaugung erfolgt über die Nassräumen mit einer Wärmerückgewinnung. Weitere Anforderungen
der Minegie-ECO Standard werden berücksichtigt.
Fassade
Aufgrund des gegebenen städtischen Charakters des Gebäudes, wird dieses mit einem einheitlichen Kleid bezogen.
Die einfache Formsprache, sowie die robuste Materialwahl leitet sich von der industriegeprägten Umgebung ab.
Die Aussenwände der Obergeschossen sind als hinterlüftete Fassade in Holzrahmenelementen mit Blechbekleidung
geplant. Bodentiefe Holz-Aluminium Fenstern mit einer einheitlichen Grösse werden samt Sonnenschutzverkleidung zu
vertikalen Bändern gefasst. Der Fassadenrhythmus wird durch die Breite der geschlossen Bänder bzw. einer Bündelung
des Fensterpaars mit durchgezogenem Sonnenschutzverblendung gesteuert. Als Absturzsicherung wird ein Gitter mit
Profilrahmenhalterung vorgesehen.
Im erhöhten Erdgeschoss wird den tragenden Stahlbetonaussenwänden ein robustes Kalksandstein -Sichtmauerwerkvorgemauert.